Emeka Ogboh, Global Citizen

Von Lagos nach Berlin

Der nigerianische Sound- und Installationskünstler Emeka Ogboh ist zwischen Lagos, Berlin und Paris zuhause. Hier gibt er Einblick in den Sound von Lagos, nigerianisches Essen in Berlin, was wirklich gegen Jetlag hilft und warum er sich die Inspiration für seine Horizn Studios Lagos-Edition ausgerechnet bei einem Bus geholt hat.

Die wenigsten Menschen zieht es nach Berlin, weil sie Ruhe und Erholung suchen. Schließlich ist die europäische Partyhauptstadt eher für ausgedehnte Partywochenenden als entspannte Achtsamkeit bekannt. Wer allerdings aus einer Stadt mit mehr als 20 Millionen Einwohnern kommt, sieht das wahrscheinlich etwas anders – denn nach einer dermaßen lauten, hektischen und dicht besiedelten afrikanischen Metropole wie Lagos wirkt die deutsche Hauptstadt und Techno-Hochburg eher wie ein „viel zu ruhiges“ Dorf.

Genau so sieht der Sound- und Installationskünstler Emeka Ogboh seine zweite Heimatstadt. Als er vor fünf Jahren in Berlin aufschlug, bekam Ogboh direkt Schlafprobleme, weil ihm die Stadt einfach zu ruhig war. Nach einem ganzen Jahrzehnt in Lagos vermisste Ogboh die ganzen Geräusche seines Alltags-Soundtracks.

„Klassische Kunst“, wie Gemälde und Skulpturen, fand der ausgebildete Grafikdesigner schon immer viel zu statisch. Seine ersten Berührungen und Schritte mit Klang machte er in einem Workshop im ägyptischen Fayoum. Wieder zurück in Lagos hatte er quasi ein sensorisches und künstlerisches Erweckungserlebnis: Er erwischte sich dabei, dass er plötzlich viel mehr auf den Klang seiner Stadt achtete, den er mit einem Wort zusammenfasst: laut.

Ogboh kann sich noch genau an das Aha-Erlebnis erinnern, dass ihn letztendlich dazu brachte, vor allem mit Sound zu arbeiten. Während eines Telefonats mit einem Freund aus der nigerianischen Hauptstadt Abuja merkte er instinktiv, dass dieser Freund gar nicht in Abuja war – „hey, ich kann Lagos durch die Leitung hören.“ Dass man eine Stadt rein an der Geräuschkulisse erkennen kann, fand er sofort faszinierend. Er begann also, den Sound der Straßen von Lagos in Field Recordings festzuhalten, die er im Studio dann noch einmal aktiv „nachhörte“.

Seit seinem Umzug nach Berlin hat Ogboh auch Essen als künstlerisches Medium für sich entdeckt. „Für Migranten ist Essen eine der größten Herausforderungen, denn Essen erdet und schafft eine Verbindung zu den eigenen Wurzeln, aber hilft gleichzeitig auch bei der Integration in eine neue Kultur“, erklärt er. Wenn er sein nigerianisches Lieblingsrestaurant in Berlin betritt – das Ebe Ano in Wilmersdorf – fühlt es sich wie eine Reise nach Hause an. Und dabei spielt nicht nur das eigentliche Essen eine Rolle, sondern auch die gesamte Klangkulisse: Menschen, die sich in Pidgin-Englisch unterhalten, die neuesten Afropop-Hits aus Lagos, Nollywood-Filme auf dem Bildschirm – und das alles in voller Lautstärke.

In seinen gastronomisch-inspirierten Werken beleuchtet Ogboh gern Aspekte wie Migration, Assimilation oder kulturelle Identität, z. B. indem er typische nigerianische Speisen mit europäischen Zutaten zubereitet – oder das heilige deutsche Reinheitsgebot antastet, laut dem nur vier Zutaten ins Bier gehören. Seine Reaktion: das “Sufferhead Original”, ein Konzeptkunst-Craft Beer, das gängige afrikanische Stereotypen hinterfragt.

Mittlerweile pendelt Ogboh zwischen Wohnungen und Studios in Lagos, Berlin und Paris, bzw. zwischen Ausstellungen in London, New York, Washington und Venedig (nicht zu vergessen sein DJ-Gastspiel in Marrakesch), und hat dabei schon so viele Länder bereist, dass eigentlich nur noch zwei Wunschziele übrig sind: Australien und Neuseeland. Als versierter Vielreisender hat Ogboh natürlich auch einen bewährten Tipp gegen Jetlag auf Lager: eine Runde im Floating-Tank. „Das fühlt sich so an, als wäre man wieder im Mutterleib – wie ein echter Neustart.“

Neben gutem Gepäck, Bargeld und Kreditkarten hat Ogboh nur eins immer dabei: sein Handy. Und zwar nicht, damit er ständig erreichbar bleibt, sondern um überall Zugriff auf Musik, Podcasts und eine binaurale Beat-App zu behalten. „Für mich ist Musik superwichtig, um an einem Ort wirklich anzukommen oder um mich nach meiner Rückkehr wieder zuhause zu fühlen“, erklärt Ogboh. Für jeden Trip stellt er sich eine eigene Playlist zusammen: für die richtige Stimmung auf dem Weg zum Flughafen, über den Wolken, während der Landung, bei der Passkontrolle und danach am Ziel.

Nicht nur das Thema Migration zieht sich wie ein roter Faden durch Ogbohs Werk, sondern auch die Stadt Lagos mit ihren legendären Danfo-Bussen. Man merkt es sofort: Die Farbe Gelb ist hier allgegenwärtig. Schon beim Landeanflug auf Lagos sieht man überall diese kleinen gelben Punkte, die wie kleine, emsige Ameisen überall durchs Stadtbild huschen. Das sind die Danfo-Busse.

In der Megametropole gilt der Danfo-Bus als echtes Wahrzeichen. Diese Acht-bis-Zehnsitzer Volkswagen-Transporter oder umgebauten Kombi-Vans sind kleiner als normale Busse und kommen so leichter in jeden Winkel der Stadt. In Lagos macht sie das zum Lieblingsverkehrsmittel, aber die Locals schätzen nicht nur ihre Flexibilität und Wendigkeit, sondern vor allem auch den täglichen Austausch mit anderen Passagieren – und den hohen Unterhaltungswert. Denn in den Danfos spielen sich täglich richtige Seifenopern ab. Ogboh erklärt das mobile Theater so:

Weil die Danfos überall hinkommen, sind sie auch überall zu finden. Sie sind wendig, klein, kompakt, kultig und robust – genau wie Horizn-Gepäck – und daher die perfekte Inspirationsquelle für Ogbohs Kollaboration mit Horizn Studios und unseren Freunden von Beats by Dre für eine limitierte Gepäckserie und exklusive Kopfhörer. Das leuchtende Danfo-Gelb mit schwarzen Streifen blitzt in vielen von Ogbohs Werken auf – doch für Horizn hat er diese Kombi einfach umgedreht: mit zwei Danfo-gelben Streifen auf all black Horizn-Handgepäck.

„Reise und schaue“, ein populäres nigerianisches Sprichwort, unterstreicht, wie Reisen den Blick auf uns selbst und andere verändert. Emeka Ogboh und Horizn Studios sind sich absolut einig, dass Reisen nicht nur bildet, sondern die bestmögliche Vorbereitung aufs Leben ist, die man nicht in der Schule oder aus Büchern lernen kann. „Reisen verändert deine Realität und deinen Blick auf das Leben und andere Menschen.“