Eine Bildungsrevolution
Bildung demokratisieren mit Online-Plattform Kiron
Wir leben in einer Welt der Hyperkonnektivität. Technologie hat große Umwälzungen in unserem Lebensstil, unserer Kultur und unserem Arbeitsumfeld verursacht – gleichzeitig hat sie Möglichkeiten eröffnet, Zyklen sozialer Ungerechtigkeiten zu durchbrechen. Dies gilt insbesondere für Bildung, einem Schlüssel zur Armutsbekämpfung und sozioökonomischer Aufwärtsmobilität. In Krisenzeiten und Notsituationen, wenn Versorgung mit Nahrung und Wasser sowie Gesundheit Vorrang haben, rückt individuelle Beschäftigungsfähigkeiten allerdings schnell in den Hintergrund.
85 Prozent der geflüchteten weltweit lebt in Entwicklungsländern. Obwohl Bildung ein etabliertes Recht ist, haben nur 3 Prozent von geflüchteten Jugendlichen Zugang zu höherer Bildung. Millionen Menschen haben keine Lernmöglichkeiten. Dies zu ändern, daran arbeitet Kiron. Seit 2015 bietet die Organisation Geflüchteten kostenlose, qualitativ hochwertige Online-Kurse an, mit denen sie jederzeit und in ihrem eigenen Tempo lernen können – unabhängig davon, wo sie sich befinden. Im Gespräch mit unserer Redakteurin spricht Kirons Digital Marketing Managerin Julia Pazos über die Bedeutung der Demokratisierung von Bildung und darüber, wie Kiron mithilfe von Tech-Lösungen ermöglicht, dass sich Studierende persönlich, akademisch und beruflich weiterentwickeln können.
Dieses Interview ist Teil von Horizn Together, unserem sozialen Programm, das Kirons Mission unterstützt, Bildung durch Online-Learning zu demokratisieren.
Derzeit nutzen über 10.000 Studierende Eure Plattform Kiron Campus. Was zeichnet Euch aus?
Wir möchten vertriebene Jugendliche stärken, indem wir ihnen das Wissen, die Fähigkeiten und die Netzwerke vermitteln, die sie für den zukünftigen Erfolg benötigen. Um ihre herausfordernden Lernkontexte zu bewältigen, müssen vor Ort kreative Lösungen geliefert werden. Wir bieten maßgeschneiderte Online-Studienprogramme mit massiven offenen Online-Kursen (MOOCs) von renommierten Bildungsanbietern und Open Educational Resources (OERs) an. Viele unserer Studierenden haben ihr Studium an Hochschulen fortgesetzt, während andere ihre neu erworbenen Fähigkeiten genutzt haben, um in ihren Gastländern in den Arbeitsmarkt einzutreten. Dank unserer Unterstützung können sie sich jederzeit mit Kiron-Mitarbeitenden in Verbindung setzen, Fragen stellen und eventuelle Probleme besprechen. Erst kürzlich haben wir unsere Sprachangebote erweitert und unseren Registrierungsprozess erheblich vereinfacht, wodurch sich unsere monatlichen Anmeldungen verdreifacht haben.
Welche genaue Rolle spielt Bildung in der humanitären Arbeit?
Wir kommen bei dieser Arbeit nicht um Bildung herum. Zu lange waren wir uns nicht bewusst, was sie für eine lebenserhaltende und schützende Rolle in Konflikten und Krisen hat und haben die sozialen und wirtschaftlichen Folgen für das Gastland und das Heimatland falsch eingeschätzt. Bildung ist ein Ausweg für viele junge Geflüchtete und gibt ihnen die Freiheit, selbständig und mobil zu sein.
Was sind die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie? Wie groß ist der Rückschlag?
Für viele geflüchtete Menschen, die in überfüllten Lagern leben, insbesondere während einer Pandemie, ist Gesundheit das Hauptanliegen. Staatliche Ressourcen werden in erster Linie so eingesetzt, um wirtschaftliche Zusammenbrüche zu verhindern und Gesundheitsressourcen zu erhalten. Das heisst, dass nicht nur Bildung wenig priorisiert wird, sondern generell die Bedürfnisse von Flüchtlingen häufig übersehen werden. Während Institutionen zu Online Learning Plattformen wechseln, haben Geflüchtete oft nicht den nötigen Internetzugang.
Was sind die größten Hindernisse für Flüchtlinge und unterversorgte Communities beim Zugang zur Hochschulbildung?
Die wichtigsten sind Sprache, Dokumente, Finanzen und Unterstützung. Das Beherrschen der Landessprache ist entscheidend für die Integration in ein Gastland, und in die lokalen Universitäten. Darüber hinaus sind Schulunterlagen nicht leicht übertragbar und werden häufig abgelehnt von den örtlichen Universitäten. Viele Geflüchtete haben nicht die finanziellen Mittel, um für Sprachkurse und Hochschulkurse zu bezahlen. Die meisten können sich den Weg Unterricht gar nicht leisten. Eine kontinuierliche Unterstützung ist dringend erforderlich, um die Studierenden zu motivieren, sodass sie das Gefühl haben, erfolgreich sein zu können.
Wie wichtig sind solche Community Efforts für Eure Schüler?
Denk nur an die Übersetzung unseres Campus [Kiron Campus ist derzeit auf Englisch, Deutsch, Arabisch und Türkisch verfügbar und wird in Kürze auf Spanisch veröffentlicht]: Dadurch konnten wir neue Gruppen erreichen und ihnen das Gefühl geben, gut aufgehoben zu sein. Digitales Lernen kann einsam sein. Durch unsere Bereitstellung von Online-Gruppen und Message Boards und die Möglichkeit für Studierende, in ihrer Muttersprache zu interagieren, können sie ihre Leistungen teilen, Fragen stellen und persönliche Informationen zu verschiedenen Kursen erhalten.
So wie Technologie universelle Lernmöglichkeiten schafft, sind die Studierenden auch auf physische Geräte und den Zugang zum Internet angewiesen. Wie geht Ihr mit solchen und anderen Herausforderungen um, wie eingeschränkten digitalen Fähigkeiten, schlechter Konnektivität und geringen Bandbreiten in Entwicklungsländern und ländlichen Gebieten?
Erstens besitzen viele unserer Studierenden eher Smartphones als Laptops. Wir stellen daher sicher, dass der Campus für die mobile Ansicht sowie für ältere Browser und Geräte optimiert ist. Mit nur 1,23 MB ist unsere mobile App, die derzeit in 149 Ländern verfügbar ist, sehr klein (vergleichbare Apps sind 12 MB und größer). Wir haben beschlossen, sie als progressive Webanwendung (PWA) zu starten, was bedeutet, dass sie plattformunabhängig und in jedem Browser funktioniert. PWAs sind unter unsicheren Netzwerkbedingungen zuverlässiger: Inhalte müssen nur einmal geladen werden, was eine schnellere Navigation auf dem Campus ermöglicht.
Die COVID-19-Pandemie hat einige Rückschläge verursacht. Wie kann digitales Lernen Deiner Meinung nach die Zukunft der Bildung sein?
Ich denke, dass Bildung nie wieder dieselbe sein. Da immer mehr Universitäten und Organisationen ihre Ressourcen in digitale Methoden investieren, werden diese Kurse offener und für alle zugänglicher. Dies wird nicht nur viele Hindernisse beseitigen, sondern auch neue Perspektiven eröffnen. Ein Fokus auf digitales Lernen erhöht den Informationsfluss und verringert Privilegien.
Kiron ist eine digitale Plattform für Geflüchtete weltweit und unterversorgte Gemeinden im Nahen Osten. Um mehr über Kiron zu erfahren, besuche ihre Website oder folge ihnen auf Instagram. Dieses Interview ist Teil von Horizn Together, unserem sozialen Programm, das Kirons Mission unterstützt, vertriebene Jugendliche durch Online-Lernen zu stärken. Bis Ende 2020 werden wir drei Prozent jedes Einkaufs an die Organisation spenden.
Fotografie von Kiron