Interview mit Seth Troxler
Between the Beats
In der elektronischen Musikszene kennt jeder seinen Namen. Und einige, die Mitte der Nullerjahre in der Berliner Untergrund-Technoszene unterwegs waren, kennen ihn auch persönlich oder haben einen seiner vielen verrückten Gigs im Club der Visionäre oder in der Panoramabar gesehen. Seth Troxler – mittlerweile Anfang 30 und noch genauso wild wie damals – ist ein internationaler Superstar. Und obwohl er auf Festivals vor hunderttausenden Menschen und in den kommerziellsten Clubs Ibizas spielt, ist er gleichzeitig immer noch in der Untergrundclubszene zu Hause.
Doch Seth hat viele Eisen im Feuer. Neben dem Auflegen und Produzieren von Musik, führt er sein eigenes Restaurant und hat – was uns besonders freut – gerade einen DJ Koffer gemeinsam mit Horizn Studios entworfen und auf den Markt gebracht.
Wir treffen den internationalen Jetsetter aus Detroit, der mittlerweile in London lebt, auf einem seiner Berlin-Besuche.
Seth, du bist mal wieder an der Spree, wie fühlt sich das an?
Berlin ist immer noch ein besonderer Ort für mich. Als ich 2007 hergezogen bin, war ich 21 Jahre alt und die Stadt auf ihrem Höhepunkt. Wir waren alle Kids, die sich auf diesem riesigen Spielplatz im Techno-Untergrund austobten. Ständig pleite, immer auf großem Fuß unterwegs. Es war das goldene Zeitalter des Hedonismus – einfach unglaublich!
Wie lange hast du hier gelebt und warum bist du weggezogen?
Fünf Jahre habe ich mit meiner damaligen Freundin in Friedrichshain gewohnt. Sie hat mich verlassen, um nach Hollywood zu gehen und Schauspielerin zu werden. Eine großartige Frau, ich habe damals gelitten und bin weggezogen – nach London. Sie hat es geschafft und hat kürzlich in La La Land gespielt. Für mich war der Tapetenwechsel aber nicht schlecht. Danach ging meine Karriere steil bergauf. Ich würde sagen: Win-Win.
Apropos Karriere: Du bist ja nicht nur als DJ unterwegs. Neben deinen Gigs, produzierst du neue Platten, hast zwei Label, bist ein begnadeter Koch – wir erinnern uns an deine Siege drei Jahre in Folge beim DJ-Kochwettbewerb in London, führst dein eigenes Restaurant und hast nun auch noch einen DJ Koffer design – wie bringst du das alles unter einen Hut?
Ich sehe mich schon lange nicht mehr nur als DJ, sondern als ein Creator. Nur wenn ich Dinge erschaffe, bin ich wirklich verbunden mit mir und der Welt. Und Creation bedeutet für mich nicht nur neue Tracks zu produzieren. Kochen ist für mich schon immer eine Leidenschaft gewesen – auch wenn man es mir nicht ansieht. Seth lacht. Ein neues Rezept für mein Restaurant zu entwickeln ist für mich genauso kreativ wie einen Track zu produzieren oder einen Trolley zu konzipieren. Aktuell arbeite ich an einem Projekt mit dem Namen „The Lost Souls of Saturn“ und wir feiern noch den Launch des Trolleys.
Klingt sehr spannend! Erzähl uns noch mehr zu deinem gerade launchten DJ Koffer. Wie kam es dazu?
Die Zusammenarbeit kam zufällig zustande. Ich saß im Soho House in New York und kam zufällig den Gründern von Horizn ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass Horizn für ihre Professional Line einen DJ-Trolley entwickeln wollte. Sie haben nach einem DJ zum Kooperieren gesucht – und da kam ich ins Spiel. Danach haben wir ein paar Mal telefoniert und ich fand die Idee super! Es ist doch so, dass es davor kaum ein wirklich guten DJ-Trolley gab, der voll auf unsere Bedürfnisse eingegangen ist. Im Entwicklungsprozess konnte ich all meine Erfahrung aus zehn Jahren durch die Welt reisen und auflegen einbringen. Ich weiß genau, worauf es ankommt, welches Equipment DJs dabei haben, was für Taschen wir brauchen usw.
Du bist fast 200 Tage im Jahr unterwegs. Wie schaffst du den enormen Reise-Aufwand und wie hilft dir dein neuer Trolley dabei?
Es ging uns darum, einen Trolley zu entwickeln, der wirklich, wirklich praktisch ist. Wenn man so viel unterwegs ist wie ich, dann braucht man ein Gepäckstück, in dem man leicht Ordnung halten kann. Alle Taschen im Trolley erfüllen ihren Zweck, es gibt ein Case für die Kopfhörer und eins für Vinyl-Platten. Außerdem gibt es all die praktischen Taschen, in dem man seinen Reisepass, Flugticket und Laptop verstauen kann. So weißt du immer genau, wo dein Zeug gerade ist, wenn du es brauchst. Wenn mal etwas Unverhofftes passiert – wie zum Beispiel, dass dein Gepäck verloren geht, dann gibt es auch eine Lösung, nämlich das GPS. Es ist wirklich nervig, wie oft Airlines das Gepäck nicht mitschicken.
Oh ja, verlorenes Gepäck ist nervig – ist dir das schon oft passiert?
Ja, leider schon mehrfach. Mein DJ-Kumpel Jackmaster hat mittlerweile schon so oft sein Gepäck inklusive Reisepass verloren, dass die britische Regierung ihm keinen neuen Pass mehr ausstellen will. Klar, in solchen Situationen kann es schon helfen, wenn du GPS an deinem Trolley hast.
Abschließend noch eine Frage: Wohin reist du denn am liebsten zum Auflegen?
Natürlich in meine Heimat zu einem der am besten kuratierten Festivals der Welt, dem „Movement Detroit“. Zu meinen absoluten Favoriten zählen auch das Burning Man und das Glastonbury Festival. Und natürlich bin ich immer wieder gern auf Ibiza.