Mit 16 Jahren spielte er in Kalifornien in der Vorauswahl für die US-Jugendnationalmannschaft – der Beginn eines „unerwarteten, surrealen Traums. Wo ich herkomme, gab es das einfach nicht“, sagt er. Er erzählt, wie er im Auto seines Vaters saß und den Anruf der BYU Utah erhielt, die ihm ein Vollzeitstipendium für sein Designstudium anbot. „Außerdem war ich nicht der typische Football- oder Baseball-Typ. Als die Person, die ich sein wollte, anerkannt zu werden und meine Familie so stolz zu sehen, war all das Mobbing in der High School wert.“
Sein Leben ging schnell voran. Nach seinem Abschluss spielte er in Italiens und Deutschlands Profiligen; gleichzeitig galt er als Top-Spieler der US-Männer-Nationalmannschaft. In Kalabrien, Italiens sonnenverwöhnter Region mit einer altmodischen Mentalität, lernte er die Sprache, um sich anzupassen, fühlte sich aber dennoch anders. „Meine Queerness wurde mir immer bewusster. Also fiel es mir schwer, in einer Community ohne viel zeitgenössisches Denken zu leben“, bemerkt er. Dank glücklicher Umstände wechselte er 2018 zu den Berliner Recycling Volleys und outete sich persönlich, aber auch öffentlich, durch Zufall. „[In Berlin] wirkte nichts aufdringlich; die Straßen, die Gebäude, die Bäume, alles ergab einen Sinn. Es war ein spirituelles Gefühl: Hier sollte ich sein. Alles erschien so, wie es immer sein sollte“, sagt er. Im Oktober 2020 sinnierte er in einem Interview mit der Lokalzeitung Tagesspiegel über die Möglichkeiten in Berlin, sich als queerer Mann auszudrücken. Benjamin wurde der erste aktive und offen queere Spieler in einer deutschen Profiliga.
Benjamin, Sternzeichen Krebs, strahlt im Rampenlicht und versteckt sich genauso gerne in seinem Schneckenhaus. Er genoss die Aufmerksamkeit also zunächst nicht. „Aber daraus ist eine wirklich tolle Plattform geworden, die vielen jungen Menschen und aktiven Sportlern geholfen hat. Darauf werde ich immer stolz sein.“ Letztes Jahr, mit 28 und auf dem Höhepunkt seiner Karriere, sorgte auch sein Ausstieg aus dem Volleyball für Schlagzeilen. „Ich habe alles gegeben, und es hat mir gegeben, was es konnte – es war an der Zeit, etwas anderes aufzubauen“, sagt er über seinen Karrierewechsel und die Gründung von be.assembly, seinem Innenarchitekturstudio. Damit seine Community seine neue Identität akzeptierte, musste er selbst damit abschließen. Heute bleibt er dem Volleyball nur als Mentor treu: „Im Sport brechen [sexualitätsbezogene] Tabus langsam. Toll wäre es, diesen Wandel für jüngere Generationen mitzugestalten und sie so unbeschwerter aufwachsen zu sehen.“