Louna wuchs mit sechs Geschwistern auf und kämpfte allen Widrigkeiten zum Trotz. Ihre marokkanischen Eltern waren in den 1980er Jahren nach Deutschland ausgewandert – ihr Vater stammte aus einer Wüstenstadt, ihre Mutter vom Meer. In Deutschland wechselten sie alle zwei Jahre wegen faschistischen Nachbarn ihren Wohnort, was dazu führte, dass Louna 13 verschiedene Schulen besuchte. Sie erinnert sich an einige von ihnen: Einer mit einem Hakenkreuz auf den Bauch tätowiert und eine Gruppe, die ihr Haus in Brand steckte. „Alles war immer in der Schwebe, weil ich wusste, dass dies nicht das war, was ich als Zuhause bezeichnen würde“, sagt sie. Auch ihre kulturelle Identifikation beschreibt Louna als beweglich: „Es gibt nicht eine Marokkanerin, eine Afrikanerin, eine Muslimin oder eine queere Person. Es ist kein Monolith, aber sehr vielfältig und tiefgründig“, sagt sie. Sie hat Unterdrückung verstanden und beschäftigt sich heute bewusst mit ihrer Heilung – und weiß, dass sie auf diesem Weg nicht allein ist.
Mit 16 gründete sie nach einem einjährigen Schulaustausch in den USA ihr erstes Unternehmen. Als sie 22 war, verlängerte ein verpasster Rückflug einen zweiwöchigen Urlaub zu einem unerwarteten dreijährigen Aufenthalt in der SWANA-Region. „Ich war jünger und wilder“, lacht Louna, während sie über ihre Erlebnisse inmitten der Berge Jordaniens mit Wasserfällen, der ikonischen roten Wüste und dem Toten Meer nachdenkt. Ihre Reise führte sie auch nach Damaskus, Beirut und andere urbane Zentren. Durch Couchsurfing und Networking lernte sie die lokale Kultur kennen. „Das ist auch ein riesiges Privileg – zu sagen, dass ich einfach bleiben kann“, fügt sie hinzu. Es veränderte ihr Leben auf verschiedene Weise: Louna verfolgte auch keine Corporate Jobs mehr, wie etwa ihre Beratungs-, Coaching- oder Kulturdiplomatie-Stellen. „Von PolitikerInnen und Geschäftsleuten und ihrem kapitalistischen und neoliberalen Umfeld umgeben zu sein, tat nur nicht gut. Also ließ ich alles fallen, was mich zurückhielt und wo ich das Gefühl hatte, performen zu müssen“, sagt sie. Bis heute hat Louna keine Angst davor, Risiken einzugehen – ihre größte Stärke, wenn man ihre Liebsten fragt.