We Don’t Need Another Hero
Interview mit den diesjährigen Jury Chairs des Horizn Biennial Awards Gabi Ngcobo & Gaby Horn
Wir haben uns für den Horizn Biennial Award 2018 mit der 10. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst sowie deren Leiterin Gabriele Horn und der Kuratorin Gabi Ngcobo zusammengetan – und wir sind stolz darauf, Minia Biabiany am Ende als Gewinnerin des Horizn Biennial Awards 2018 bekannt gegeben zu haben. Nun endet am 9. September die diesjährige Berlin Biennale, weshalb wir Gaby Horn und Gabi Ngcobo getroffen haben, um ein wunderbar inspirierendes Gespräch zu führen. Viel Spaß beim Lesen!
Was für ein Dream Team: Gabi und Gaby! Wie habt ihr beiden euch kennengelernt?
G.H.: Wir haben uns tatsächlich 2014 bei der 8. Berlin Biennale im Zentrum für historische Nachstellung kennengelernt, wo das Projekt Digging Our Own Graves 101 vorgestellt wurde. Unsere Wege hatten sich aber auch früher schon einmal gekreuzt, das war während der 5. Berlin Biennale.
Warum sind Biennalen für die heutige Kunstwelt so wichtig?
G.H.: Eine Biennale ist deshalb so wichtig, weil bestimmte Produktionen und Diskussionen, dich sich außerhalb der klassischen Rahmenbedingungen befinden, so überhaupt erst möglich und sichtbar werden. Eine Biennale fördert neue Produktionen, die vielleicht weder mit dem Kunstmarkt kompatibel sind noch in ein Museum passen.
Was macht diese 10. Berlin Biennale in euren Augen so besonders?
G.H.: Ich finde, dass jede Berlin Biennale in sich besonders ist. Jede hat ihr eigenes Programm und einen eigenen Rhythmus. Diese Biennale kann man meiner Meinung nach jedoch als extrem aktuell einschätzen. Dass wir genau diese Biennale zu genau diesem Zeitpunkt der Geschichte in genau dieser Stadt durchführen ist ein Volltreffer.
Würdet ihr uns euer Hauptthema in wenigen Worten beschreiben?
G.N.: Der Titel der Berlin Biennale lautet „We don’t need another hero”. Den haben wir uns von Tina Turners gleichnamigen Song ausgeliehen. Er lehnt das kollektive Begehren nach einem Erlöser und jeglichen Zusammenhängen dazu ab. Die 10. Berlin Biennale möchte das politische Potential der Selbsterhaltung erkunden. Die Frage ist nur, was wir denn brauchen, wenn nicht einen weiteren Helden? Diese Frage wollen wir stellen.
Woher kam die Inspiration für dieses Thema?
G.N.: Die 10. Berlin Biennale ist eine Fortsetzung meiner Erfahrungen als Kuratorin. Dort haben ich mit vielen Menschen zusammengearbeitet und das wollte ich auch hier tun. Nur im Dialog können wir die richtigen Fragen stellen – deshalb habe ich ein Kuratorenteam einberufen, bestehend aus Nomaduma Rosa Masilela, Thiago de Paula Souza, Serubiri Moses und Yvette Mutumba. Alle gemeinsam haben wir dann diese Ausstellung entwickelt.
*Von den drei Künstlerinnen, die ihr vorgeschlagen habt, hat das Horizn Art Programme Minia Biabiany mit dem diesjährigen Biennial Award zur Gewinnerin ausgezeichnet. Was fasziniert euch an Minia und ihrer Arbeit besonders?
G.H.: Ich bin wirklich beeindruckt von ihrer Arbeit. Sie ist ein kraftvoller Bericht über Vorfahren, Tradition und Identität. Gleichzeitig ist ihre Arbeit sehr poetisch und bildet ein starkes Zusammenspiel mit dem physischen Raum.
Berlin ist schon lange eine Stadt für Künstler und Kreative. Wie nehmt ihr die Entwicklung Berlins als Kreativmetropole wahr?
G.H.: Als die Berlin Biennale in den 90ern begonnen hat, war Berlin eine komplett wilde Stadt. Die erste Ausgabe war auch eine ziemlich mutige Angelegenheit. Wir wussten nie, ob es überhaupt eine zweite Biennale geben wird; so waren die Leute in Berlin damals drauf. Heute sind die Dinge anders – Berlin ist irgendwie erwachsen geworden. Prozesse sind professioneller als früher, damit gehen aber auch hohe Mieten und der Mangel an Platz und Freiraum einher. Trotzdem ist Berlin für Kunstproduktionen und die damit einhergehende Konversation natürlich immer noch ein wichtiges Zentrum.
Kunstliebhaber verbinden eine Biennale oft mit Reisen. Welcher ist in der Welt euer Lieblingsort, wenn es um Kunst geht – sei es eine regelmäßige Ausstellung, ein Museum oder ein Künstleratelier, in das ihr gerne immer wieder zurückkehrt?
G.H.: Reisen im Allgemeinen ist eine sehr bereichernde Angelegenheit, die unglaublich wichtig ist, um den eigenen Horizont zu erweitern.